+++ English version below +++
Feministische Demo gegen Sexismus und patriarchale Gewalt am 30.04.2022 in Berlin
Als FLINTA*-Personen (Frauen, Lesben, Inter, Nonbinary, Trans, Agender-Personen) sind wir immer wieder mit der Erzählung konfrontiert, dass die Straße ein unsicherer Ort für uns ist, ein Ort, an dem sich Gewalt an uns abspielt, ein Ort, den wir möglichst meiden sollten. Am sichersten und am besten vor Übergriffen und Gewalt geschützt sind wir angeblich dann, wenn wir zu Hause bleiben.
Wir wissen: Das ist Bullshit! Die Gewalt gegen uns findet oft im „privaten“ Raum statt: in Ehe, romantischer Beziehung oder Familie. Die Erzählung vom Zuhause als einzig sicherem Raum ist dabei nicht nur gefährlich, weil sie falsch ist, sondern auch, weil sie uns vereinzelt und uns unsere Kraft als vereint kämpfende FLINTA*s nimmt.
Dabei ist es vor allem der Staat, der diese Erzählung von „dem Privaten“ pusht, wobei als privat und unantastbar auch nur bestimmte Modelle des Zusammenlebens gelten. Denn auch er selbst ist Akteur, was patriarchale Gewalt angeht: In Gerichtssälen, durch die Polizei und durch alle weiteren Institutionen, die vorgeben, uns zu schützen, aber uns in Wirklichkeit angreifen und unterdrücken, um sich selbst zu erhalten. Auch ihnen sagen wir den Kampf an, wir werden uns nicht davon abhalten lassen, uns wütend zusammenzutun und uns gemeinsam Raum zu nehmen und zu schaffen!
Die erste TAKE BACK THE NIGHT-Demo fand 1975 in Philadelphia statt, nachdem Susan Speeth auf dem Nachhauseweg ermordet worden war. Aus Wut über den Femizid und aus Hass auf das Patriarchat gingen damals mutige FLINTA*s auf die Straße und nahmen sich den öffentlichen Raum. An diese Kämpfe wollen wir anknüpfen und auch die Erfahrung der TAKE BACK THE NIGHT-Demo im letzten Jahr weitertragen. Wir haben gemeinsam erlebt, wie schön und empowernd es sein kann, wenn wir als FLINTA*s unsere Wut gegen die patriarchale Kackscheiße auf die Straße tragen, zusammen laut sind und aus gemeinsamem Schmerz Kraft schöpfen. Wir haben uns nicht durch die Schikane der Bullen einschüchtern lassen und sie zu Recht als patriarchale Institution unsere Wut spüren lassen. Wir haben uns demonstrativ den öffentlichen Raum genommen. Dabei haben wir es geschafft, einerseits unsere Wut und unseren Hass auf die Bullen, den Staat, das kapitalistische Patriarchat und die, die uns unterdrücken, zu zeigen, und andererseits auch rücksichtsvoll, wertschätzend und emotional im Umgang miteinander zu sein. Auch das ist uns wichtig, denn wir müssen unsere verschiedenen Betroffenheiten anerkennen, um gemeinsam als FLINTA*s kämpfen zu können.
Es war eine besonders kraftvolle Erfahrung mit so vielen von euch gemeinsam Seite an Seite zu laufen und uns als Verbündete den Raum zu nehmen, der uns zusteht. Das wollen wir dieses Jahr wieder tun!
Kommt am 30.04. mit uns auf die Straße! Lasst uns laut und kämpferisch sein! Wir holen uns die Nacht zurück – vereint in unserem Schmerz, vereint in unserer Wut – für die Zerschlagung des Patriarchats!
FLINTA* steht für Frauen, Lesben, Trans, Inter, Nicht-Binär, Agender und das * für all jene, die sich nicht als cis-männlich identifizieren. Identität kann nicht an Äußerlichkeiten festgemacht werden, TERFs (trans-exclusionary radical feminist) sind auf dieser Demo nicht willkommen.
30.04.22 um 20:00
Start: Berlin – Mauerpark (Eingang Bernauerstraße)
++++English Version+++++
Call: TAKE BACK THE NIGHT – Feminist demo against sexism and patriarchal violence on April 30th 2022 in Berlin
As WLINTA* (Women, Lesbian, Inter, Nonbinary, Trans, Agender) persons, we are constantly confronted with the narrative that the street is an unsafe place for us, a place where violence happens to us, a place that we should avoid if possible. We are supposedly safest and best protected from assault and violence when we stay home.
We know: This is bullshit! The violence against us often takes place in „private“ spaces: marriage, romantic relationships or family. The narrative of home as the only safe space is not only dangerous because it is false, but also because it isolates us and takes away our power as united WLINTA*s.
It is above all the state that pushes this narrative of „the private“, whereby only certain models of living together are considered private and inviolable. It is itself an actor in terms of patriarchal violence: in courtrooms, through the police and through all the other institutions that pretend to protect us but actually attack and oppress us in order to preserve themselves. We declare war on them too, we will not let them stop us from angrily joining together to take and create space!
The first TAKE BACK THE NIGHT demonstration took place in Philadelphia in 1975 after Susan Speeth was murdered on her way home. Out of anger over the femicide and hatred of patriarchy courageous WLINTA*s went out onto the streets at that time and took public space. We want to build on these struggles and also carry on the experience of the TAKE BACK THE NIGHT demo last year. We experienced together how beautiful and empowering it can be when we as WLINTA*s take our rage against the patriarchal shit on the street, are loud together and draw strength from common pain. We didn’t let ourselves be intimidated by the bullying of the cops and let them feel our rage against them as a patriarchal institution. We demonstratively took public space. In doing so, we managed to show our anger and hatred towards the cops, the state, the capitalist patriarchy and those who oppress us. On the other hand we learned to be considerate, appreciative and emotional in our interactions with each other. This is also important to us, because we need to acknowledge our various affectedness in order to be able to fight together as WLINTA*s.
It was a particularly powerful experience to walk side by side with so many of you and take the space we deserve as allies. We want to do that again this year!
Join us in the streets on April 30th! Let’s be loud and powerful! Let’s take back the night – united in our pain, united in our anger – for the destruction of patriarchy!
WLINTA* stands for women, lesbian, trans, inter, non-binary, agender, and the * for all those who do not identify as cis-male. Identity can’t be tied to appearances, TERFs (trans-exclusionary radical feminist) are not welcome at this demo.
30.04.22 at 20:00
Start: Berlin – Mauerpark (entrance Bernauerstraße)